Frauen nach Brust-OP können nicht stillen?
Brust-OPs werden immer häufiger und früher vorgenommen. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland allein zur Brustvergrößerung 67.634 Schönheitsoperationen durchgeführt.
Operationen machen Brüste schöner, größer, kleiner, fester, besser, runder und wohlgeformter. Sie helfen Frauen selbstbewusster durchs Leben zu gehen. Deswegen sollte dies nicht gewertet, sondern als informiert getroffene Entscheidung respektiert werden. Dieser Eingriff sichert auch so manches Mal das Überleben der Frau.
Bist du, liebe Blog-Leserin, jemand, der sich mit dem Gedanken an eine elektive Operation trägt? Oder gehörst du vielleicht zu der Gruppe, die sich aus gesundheitlichen Gründen operieren lassen muss? Und du hast einen Stillwunsch? Bald oder in fernerer Zukunft?
Es ist von großer Bedeutung, dass der Arzt einen eventuellen Stillwunsch anspricht. Weiß der Arzt um Physiologie und Anatomie der stillenden Brust, dann wird er folgende Dinge bei der Operation beachten und mit Ihnen besprechen:
• Schnittführung: die Schnitte sollten so gesetzt werden, dass möglichst wenig Brustdrüsengewebe entfernt und von den Milchgängen abgetrennt wird.
Außerdem ist es wichtig, dass die Nervenverbindungen um die Brustwarze nicht komplett durchtrennt werden. Nur wenn die Brustwarze sensibel bleibt, kann beim Stillen die Rückkopplung zum Gehirn für die Milchnachbildung erfolgen. Brust und Kopf müssen sich „unterhalten“ können.
• Sitz von Implantaten: wenn aufbauende Implantate unter dem Brustmuskel sitzen, dann erleichtert es den Übergang zur reichlichen Milchbildung. Wenn diese Transformationstage (meist Tag 4 – 5 nach der Geburt) ohne Raum fordernde Schwellungen erlebt werden können, erleichtert es die Etablierung einer guten Milchbildung.
Kann sich eine operierte Brust „erholen“?
Bis zu einem gewissen Grad – ja! Je mehr Zeit nach einer Brust OP bis zum Stillen vergeht, um so besser. Auch die Schwangerschaft selbst führt dazu, dass Drüsengewebe „wächst“ und Nerven sich regenerieren. Und das Stillen fördert diesen Prozess am besten. Jedes gestillte Kind bedeutet mehr Drüsengewebe und mehr Milchpotenzial. Aus Berichten von Müttern wissen wir, dass erstgeborene Kinder nach einer Brust-OP weniger Muttermilch erhalten als ihre jüngeren Geschwister, die schließlich voll gestillt werden können.
Brust OP und Stillwunsch? Nimm Kontakt zu einer medizinischen Still- und Laktationsberater*in auf. Diese findest Du z.B.hier oder hier.
In der Beratung kann alles individuell besprochen werden. Mit den richtigen Informationen und Möglichkeiten der Unterstützung ausgestattet, wird einem Teil- oder Vollstillen in den meisten Fällen nichts entgegen stehen.
Fazit: In diesem Fall kann das Ammenmärchen leider nicht ganz klar mit „wahr oder unwahr“ beantwortet werden. Manchmal tragen auch Märchen einen gewissen Wahrheitsgehalt in sich.
Hier findest Du weitere Teile zu unserer Serie "Ammenmärchen über das Stillen":
Teil 1 – Wir räumen auf mit Ammenmärchen
Teil 2 – Kleine Brust, keine Milch?
Teil 3 – Die ersten Tage ist nicht genügend Milch da?
Teil 4 – Formula ist heutzutage doch genauso gut wie Muttermilch
Dieser Blogbeitrag ist von Eva Vogelgesang